Blog / Was ist Fraktionierung in der Hypnose?

Was ist Fraktionierung in der Hypnose?

Wie gelingt es, Menschen noch tiefer in die Hypnose zu führen? Die Antwort liegt in einer faszinierenden Technik: der Fraktionierung. Bereits im 19. Jahrhundert entdeckte der Hypnotiseur Hippolyte Bernheim, dass gezielte Unterbrechungen die Trancetiefe verstärken können. Später griff Dave Elman diese Methode auf und brachte sie in die moderne Hypnosepraxis.

In diesem Beitrag erfährst du, wie aus einer einfachen Beobachtung eine der effektivsten Techniken der Hypnose wurde – und warum sie auch heute noch begeistert eingesetzt wird. Du kannst dir natürlich auch einfach dieses Video anschauen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Was ist Fraktionierung? Das Unterbrechen der Hypnose

Fraktionierung bezeichnet das gezielte Unterbrechen der Hypnose und das anschließende Wiederaufnehmen des Trancezustands. Im einfachen Fall leitet der Hypnotiseur den Klienten an, in dem er so etwas sagt wie: „Ich bitte dich gleich, die Augen zu öffnen und sie gleich wieder zu schließen. Und wenn du die Augen wieder geschlossen hast, ist das ein Zeichen für dich, dass du noch tiefer in die Hypnose gegangen bist.“

Meist wird dabei die Hand vor die Augen gehalten. Und der Therapeut gibt die Anweisung, die Augen zu öffnen und sie wieder zu schließen. Das ist die Unterbrechung der Hypnose.

Vielleicht hast du schon einmal eine Hypnoseshow im Fernsehen gesehen, wo mit einer Blitzinduktion gearbeitet wird. Meist wird das Wort „Schlaf“ benutzt. Auch da wird die Hypnose unterbrochen und gleich wieder eingeleitet.

Wozu dient Fraktionierung in der Hypnose?

Fraktionierung wird vor allem genutzt, um:

  • die Trancetiefe zu vertiefen
  • den hypnotischen Zustand stabiler zu machen
  • den Übergang zwischen Bewusstsein und Trance zu optimieren

Ein Beispiel aus der Praxis:

Normalerweise bitten wir Patienten vor einer Sitzung, noch einmal die Toilette aufzusuchen. Ein Kollege aus der Schweiz nutzt die Fraktionierung auf eine besondere Art: Er hypnotisiert die Patienten zunächst leicht, stabilisiert die Trance und fragt sie dann, ob sie noch einmal auf die Toilette möchten. Nach der Unterbrechung – dem Gang zur Toilette – vertieft er die Hypnose weiter. Diese Methode führt dazu, dass die Patienten nach der kurzen Unterbrechung noch tiefer in die Trance gelangen.

Die Entdeckung und Entwicklung der Fraktionierung in der Hypnose

Die Methode der Fraktionierung basiert auf einer Entdeckung von Hippolyte Bernheim im späten 19. Jahrhundert. Bernheim, ein Hypnotiseur und Hypnosetherapeut, stellte fest, dass Menschen tiefer in die Hypnose gingen, je häufiger sie hypnotisiert wurden. Zunächst bemerkte er, dass sich die Trancetiefe mit jedem weiteren Besuch seiner Patienten erhöhte, wenn er diese im Abstand von mehreren Wochen einbestellte.

Neugierig auf den Effekt, testete er, was passiert, wenn er die Hypnosesitzungen nicht über Wochen, sondern über mehrere Tage hinweg durchführte. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Patienten gingen jeden Tag tiefer in die Hypnose. Anschließend wollte Bernheim herausfinden, ob sich dieser Effekt noch weiter steigern lässt, wenn er seine Patienten mehrmals an einem einzigen Tag hypnotisiert. Auch hier bestätigte sich seine Beobachtung: Mit jeder erneuten Unterbrechung und Wiederaufnahme der Hypnose vertiefte sich die Trance.

Schließlich versuchte er, dieses Prinzip innerhalb einer einzigen Sitzung anzuwenden – und auch das funktionierte. Bernheim hatte damit die gezielte Unterbrechung und erneute Einleitung der Hypnose, die wir heute als Fraktionierung bezeichnen, entdeckt.

Die Weiterentwicklung durch Dave Elman

Lange Zeit geriet die Fraktionierung in Vergessenheit, bis der Hypnotiseur Dave Elman im 20. Jahrhundert auf Bernheims Schriften stieß. Elman erkannte das enorme Potenzial dieser Methode und integrierte sie in seine modernen Hypnoseinduktionen. Eine dreimalige Fraktionierung hat sich hierbei bewährt.

Fraktionierung in der Praxis und Ausbildung

In der klassischen Elman-Induktion ist die Fraktionierung bereits fest eingebaut. Sie kann jedoch auch gezielt an anderen Stellen innerhalb einer Hypnosesitzung genutzt werden. Dieses wertvolle Wissen sollte ein fester Bestandteil jeder guten Hypnoseausbildung sein.

Falls du dich weiter mit dem Thema Hypnose beschäftigen möchtest, findest du in unserem Hypno Campus viele kostenfreie Inhalte und Ressourcen speziell für Hypnosetherapeuten.

Geschrieben von Stin-Niels Musche am 3. August 2018
Stin-Niels Musche ist Hypnosetherapeut und Hypnoseausbilder. Seit 2009 in eigener Praxis tätig, begleitet er Patienten aus allen möglichen Ecken der Welt. Die Hypnosetherapie ist auf Deutsch und Englisch möglich. Die schelmische, ungezwungene und lockere Art von Stin-Niels hilft den Patienten sich schnell zu öffnen, so dass die Hypnosetherapie äußerst effizient genutzt werden kann und keine Zeit mit weniger wichtigen Dingen verschwendet wird, das Ziel bzw. den Veränderungswunsch des Patienten immer klar im Fokus.
menuchevron-downarrow-right